Es ist nicht so einfach für mich zu beschreiben, warum ich das tue, was ich tue! Aber genau hier liegt wahrscheinlich das Geheimnis, denn ich kenne die Antwort nicht und will sie auch nicht wissen.
Das Leben als ambitionierter Ultratrailrunner ist sehr speziell. Damit verbunden ist immer Selbstdisziplin und -organisation. Der Sport fordert einen enormen zeitlichen Aufwand. Verzicht und Prioritäten setzen in gewissen Punkten ist hier Teil des täglichen Ablaufs. Meine 24 Stunden sind stets gut durchgetacktet und es gibt kaum eine Minute, welche nicht sinnvoll genutzt wird. Denn zudem bin ich ein sehr soziales Wesen und schätze und brauche auch die Zeit mit Freunden und Familie. Und einem geregelten Einkommen versuche ich auch noch gerecht zu werden. Dieser ständige Trieb ist ein 'lifestyle', der mir ungemein taugt. Der Sport, mit all seinen Facetten, erfüllt meinen Lebensinhalt und ist mein Fundament, das was mich antreibt und streben lässt und auch andere Dinge noch wertvoller für mich erscheinen lässt.
Ich habe mittlerweile alles in meinem Leben dem Sport angepasst oder mit ihm verbunden. Termine, Arbeit und sonstige Verpflichtungen richten sich stets nach meinem Trainingsplan. Auch wenn ich etwas mit Freunden oder meiner Familie unternehme, dann ist das am liebsten irgendeine Aktivität draußen in der Natur. Aber natürlich kann man auch zu jeder Zeit ganz gemütlich mit mir einen Kaffee trinken gehen oder Abends ins Kino.
Man sagt MOTIVATION ist der kleine Bruder von DISZIPLIN. Und genau dieses Sprichwort fasst für mich eindrücklich zusammen, warum ich dem Laufsport so verfallen bin. Zunächst beginnt alles, was man tut mit einer gewissen Motivation, einem Antrieb. Es gibt allerdings immer wieder Momente und Zeiten da verschwindet die Motivation und man ist träge. Dann kommt die Disziplin ins Spiel und hier zeigt sich erst, wie sehr du es wirklich willst. Ich muss mich oft genug aufraffen das Training anzutreten, aber sobald ich diese mentale Hürde überwunden habe und wieder bei der Sache bin, ist mir klar was mir der geleistete Aufwand auch wieder zurückgibt und wie glücklich und ausgeglichen mich dieser Lebensstil und Drang macht.
Egal wie sehr mich eine Einheit gerade an meine Grenzen bringt oder der Weg an eine Startlinie mich herausfordert. Meine Disziplin und Motivation wachsen immer auf demselben Fundament und Bewusstsein:
Eine sportliche Größe, welche ich nie persönlich kennenlernen durfte, aber nun seit fast 20 Jahren als Fan durch alle Höhen und Tiefen begleite, ist Roger Federer. Und seit dem ich meinen Leistungssport betreibe, kann ich noch viel mehr nachvollziehen, was dieser Mensch leistet, erreicht hat und dennoch mit Freundlichkeit und Höflichkeit auf dem Boden geblieben ist. Wie er den Sport verkörpert, lebt und präsentiert, ist für mich faszinierend und vorbildhaft. Er ist der Maestro!
Ein weiterer wichtiger Mensch ist selbstverständlich mein Mentor: Seppi! Zu ihm muss ich nicht viel sagen außer, dass er ein Geschenk für mich ist. Er ist immer noch ein Kind, welches am liebsten in den Bergen umherspringt. Mehr Inspiration kann ich nicht finden.
Zu guter Letzt sei ein besonderer Mensch für mich erwähnt: mein Vater. Nicht nur durfte ich durch ihn die Berge kennen lernen, sondern noch viel mehr, ermöglicht er mir so viel und gibt mir den nötigen Freiraum, damit ich in meinem Wahnsinn leben kann.
Die Art und Weise, wie er mit Menschen umgeht, seine Rücksicht und Empathie sind für mich immer wieder erstaunlich. Er versucht immer das positive zu sehen und dadurch andere auch zu stärken. Noch bemerkenswerter ist für mich seine Herangehensweise an bestimmte Dinge. Hier gilt, entweder ganz oder gar nicht. Seine Hobbys und Leidenschaften geht er ohne Ausreden nach und das macht ihn zu genau dem glücklichen und unabhängigen Menschen, den ich kenne. Genau diese Einstellung und Art das Leben zu führen, ist für mich prägend.
Abschließend bleibt für mich zu dieser Thematik folgende Erkenntnis festzuhalten: Ich habe gelernt, das Leben auch bedeutet hinzufallen, Schmerzen zu spüren und einfach Dinge in Angriff zu nehmen, vor welchen man Respekt und eventuell sogar Angst verspürt. Doch genau diese Ängste und Zweifel sind zumeist nur die inneren Dämonen, welcher wir uns selber ausmalen. Werden Herausforderungen im Leben in die Augen geschaut und man geht diese an, so ist das Ergebnis am Ende meist zweitrangig. Was entscheidender ist, ist der aufgebrachte Mut und der Wille. Das Gefühl sein Bestes gegeben zu haben, gibt unendlich viel Kraft, innere Ausgeglichenheit und Selbstzufriedenheit.
Das Leben ist nicht da, um immer den einfachsten und schnellsten Weg zu gehen. Der härtere und längere ist oft der lohnenswertere Weg, der dich immer weiter bringen wird und schlussendlich näher zu dir selbst! Nur dieser Weg kann dir zeigen, wer du wirklich bist!